Projektbeschreibung

 

Lehrer: Prof. Gerhard Fetka 
Klasse(n): Wahlpflichtfach Informatik - 7d 
+ 1.-8. Klassen
+ Absolventen 
+ 1 externer Schüler 
Schüleranzahl: 52
Datum/Zeitraum: 2.3. – 12.7.2016
Projekt: minecraft4schools – Game Based Learning 

 


minecraft4schools – Game Based Learning 

 

 

Beschreibung des Projekts: 

 

Kinder und auch Erwachsene lieben Minecraft, ein netzwerkfähiges Spiel, mit dem man – wie mit Lego-Steinen – faszinierende virtuelle Welten erschaffen kann. 

 

Anfänglich war ich ja als passionierter „Nicht-Spieler“ absolut gegen das Spielen im Unterricht. Dann las ich aber öfters Berichte aus Schweden oder Amerika, wo Minecraft als Plattform im Unterricht eingesetzt wird. Also fuhr ich nach Wien, um mit Microsoft, dem Eigentümer dieser Software, erste Gespräche über eine mögliche Realisierung in der Kirchengasse zu führen. Spontan wurde mir Unterstützung zugesagt. 

 

Meine Schülerinnen und Schüler aus den Wahlpflichtfächern Informatik (6. und 7. Klassen) waren sofort und mit großer Begeisterung dabei. Die Nachricht verbreitete sich sehr schnell in unserer Schule, und viele junge Minecraft-Begeisterte aus allen Klassen arbeiteten unermüdlich an ihren phantasievollen Gebäuden. 

 

Ich erhielt auch am kommenden LSR Stmk Network Day 2016 die Gelegenheit, gemeinsam mit DI (FH) Franz-Werner Karner dieses Projekt als Anregung für andere Schulen in einem Workshop präsentieren zu dürfen. 

 

Von Beginn an stand fest: Wir brauchen eine „öffentliche“ Welt, in der sich alle Schülerinnen und Schüler kreativ und konstruktiv betätigen können, und eine zweite, „geschlossene“ Welt, in der eine kleine Gruppe von informatikbegeisterten und in Darstellender Geometrie bestens geschulten Schülern der 7. Klassen unsere frisch umgebaute Schule maßstabgetreu nachbaut. 

 

Selbstverständlich werden nach der Fertigstellung beide Server öffentlich (aber vor Änderungen geschützt) via Minecraft-Client „besuchbar“ gemacht. 

 

 

Lehrziele – Game Based Learning 

 

Was kann man beim Spielen lernen? Ist spielerischer Wissenserwerb in einem Gymnasium möglich? Kann man nach Ende der Kindheit seriös und vernünftig spielen? 

 

Diesen Fragen versuchte ich in diesem Projekt auf den Grund zu gehen. 

 

 

Die Planung 

 

Ohne geordnete und strukturierte Planung kann kein Projekt realisiert werden. Nach einem kurzen und intensiven Brainstorming planten wir unsere Termine mit Outlook über Exchange Server und ich begleitete die Vorgänge und Meilensteine erklärend mit MS Project. 

 

Unsere Unterrichtseinheiten im Wahlpflichtfach 2 Informatik wurden teilweise zu „Baubesprechungen“ umfunktioniert. 

 

 

Server aufsetzen und konfigurieren 

 

Im Wahlpflichtfach Informatik lernen wir, wie ein Microsoft Windows Server 2012 R2 installiert und konfiguriert wird. Dabei helfen uns die Wechselplatten-Systeme im Raum 102. Die zu installierenden Minecraft-Server-Dienste müssen permanent gesichert werden, damit ja keine Arbeit verloren geht: Wir sichern jeden Server im 10-Minuten-Takt und lagern die Backups der Welten und Logfiles halbstündlich auf unsere große NAS aus.

 

Nur so kann sichergestellt werden, dass bei einem eventuellen Schadensfall maximal 5 Minuten an Arbeitszeit verloren gehen. Ich habe in stundenlanger Arbeit selber – als „Minecraft-Newbie“ – zwei große Gebäude in unsere Übungswelt gebaut, damit ich die Arbeit meiner Schülerinnen und Schüler auch richtig schätzen kann. 

 

Der „Schulbau“-Server wird mit „Plugins“ aufgewertet und über eine restriktive „Whitelist“ beschränkt, so dass ausschließlich die „Bau-Experten“ der siebten Klassen diese Welt betreten können. 

 

Dann müssen natürlich auch noch Ports weitergeleitet, Routingtabellen an der Firewall eingetragen und auch eine externe IP-Adresse im DNS als Subdomain delegiert werden. Dabei ist selbstverständlich ganz streng auf die Sicherheit zu achten, denn wir wollen ja nicht das gesamte Internet zu uns einladen …! 

 

Wir haben 4 Server installiert:

 

   1. Fantasia - kreatives Miteinander (gesichert über eine Whitelist)

       - aktuell öffentlich im "Besuchermodus" erreichbar - Server: minecraft4schools.at

   2. Schulbau - kreatives Planen und Umsetzen (gesichert über eine Whitelist)

   3. Survival - fröhliches Überleben und Wettbewerb

   4. TeamSpeak 3 - Audio-Kommunikation

 

 

Collaborative Computing 

 

Man trifft sich und man sieht sich am Minecraft-Server – oft auch am Abend, manchmal auch am Wochenende. Für die Kommunikation untereinander dienen uns nicht nur das visuelle Aufeinandertreffen der Avatare und die serverinterne Chat-Funktion, sondern auch der extra für diesen Zweck installierte Teamspeak-3-Server, der bis zu 32 Personen gleichzeitig in festen und temporären „Räumen“ Sprachkommunikation via Headset ermöglicht. 

 

 

Teamarbeit 

 

Es macht viel Spaß, gemeinsam am Server zu planen und zu bauen! Unter enormem Arbeitsaufwand entstehen in Teamarbeit großartige Gebäude, die wir gemeinsam besuchen und erkunden können. Wir freuen uns über unsere handwerklichen und architektonischen Leistungen! 

 

 

Soziale Kompetenz 

 

Wir haben schon als Kleinkinder in der gemeinsam genutzten Sandkiste gelernt: Wer anderen die Sandburgen kaputt macht, muss dafür auch die Konsequenzen tragen! 

 

Deshalb werden Beschädigungen vermieden, auch wenn wir die Möglichkeiten dazu hätten. Wir wissen auch aus Erfahrung: Jeder Server protokolliert genau mit – heimliche Sabotagen kommen so schnell ans Tageslicht. 

 

Wir sind auf unsere virtuellen Welten sehr stolz und helfen gerne – auch von zu Hause aus – unseren Mitschülerinnen und Mitschülern, die unsere Unterstützung benötigen. 

 

Im schlimmsten Fall gibt’s ja noch die 10-Minuten-Backups … 

 

 

Kreativität 

 

Am Übungsserver können wir uns so richtig austoben und unserer Kreativität freien Lauf lassen. Einige erkennen ihr Talent für Bau und Architektur – vielleicht könnte das ein Ansporn für ein zukünftiges Studium in diesem Bereich sein! 

 

Am Schulbau-Server beschränkt sich die Kreativität allerdings auf die Realisierung elektrischer und elektromechanischer Redstone-Schaltungen und Command Blocks. Wir müssen uns dort exakt an der Realität und an den Bauplänen unserer Schule orientieren, um einen möglichst realistischen Nachbau unseres Schulgebäudes errichten zu können. 

 

 

CAD – Computer Aided Design 

 

Im BRG lernen wir in Darstellender Geometrie mit Zirkel, Lineal und Reißbrett umzugehen. Am Computer realisieren wir unsere Modelle mit Hilfe der CAD-Programme GAM und Siemens PLM SolidEdge ST8. 

 

In Minecraft krempeln wir die Ärmel hoch und setzen unser Wissen in die Praxis um. Wir bauen in einer auf texturierte Blöcke reduzierten Welt realitätsnahe (maßstabgetreue) und aber auch phantastische, virtuelle Häuser, Burgen, Kirchen, Tempel, Bibliotheken, Universitäten, Eisenbahnen, Minen, Türme, Schiffe, Flugzeuge und vieles mehr. 

 

 

Präsentation 

 

Was wir erzeugt haben, wird bereits während des Entstehens protokolliert, über Screenshots und Video-Screencasts dokumentiert und anschließend präsentiert. 

 

Die offizielle Live-Präsentation dieses Projekts, unserer Übungswelt und des Schul-Nachbaus fand am LSR Stmk Network Day 2016 am 12. Juli im Steiermarkhof in Graz statt. 

 

 

Fazit 

 

Dieses ursprünglich als reines „Proof of Concept“ geplante Game-Based-Learning-Projekt hat schnell eine große Eigendynamik entwickelt und hat klassenübergreifend – von den ersten Klassen bis zu Schulabsolventen – alle Mitwirkenden in seinen produktiven Bann gezogen.

 

Die Kleinen spielen und bauen Phantasiegebilde auf der Erde, zu Wasser und in der Luft. Die Großen arbeiten mit Ernsthaftigkeit und Sorgfalt an der Umsetzung des Schulnachbaus. 

 

Und ich erfreue mich an der allgemeinen Begeisterung, baue selber auch gerne mit und stelle die Infrastruktur dafür zur Verfügung. 

 

Gerhard Fetka, 13. Juli 2016